Geschichte

Dietikons Anfänge

Auf dem Gebiet der heutigen Stadt Dietikon wohnten schon in der Ur- und Frühzeit Menschen. Auch die Römer liessen sich in Dietikon nieder und bauten einen grossen Gutshof, den sie aber um 340 n. Chr. unter dem Druck der Völkerwanderung wieder verliessen. Die nachstossenden Alamannen bildeten hier eine Siedlung und einer ihrer Anführer mit Namen «Dieto» gab dem Ort seinen Namen.
Von einem eigenständigen Dorf kann aber im ersten Jahrtausend kaum gesprochen werden. In einer Urkunde aus dem Jahre 1135 taucht das Dorf wieder auf, wobei zu dieser Zeit eher von einer Streusiedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinden Dietikon, Spreitenbach, Bergdietikon und Schlieren gesprochen werden muss. Durch Heirat gelangte Dietikon später in den Besitz der Habsburger, welche es 1259 an das Kloster Wettingen verkauften. Die niedere Gerichtsbarkeit sowie die Rechte über die Guts- und Kirchenverwaltung lagen bis ins 19. Jahrhundert hinein beim Kloster Wettingen, die Oberhoheit ging 1415 nach der Eroberung des Aargaus an die Eidgenossenschaft.

Dietikon vor der Gründung der modernen Schweiz

Nach dem Einmarsch der Franzosen im Jahre 1798 wurde Dietikon Teil des neu gegründeten Kantons Baden. Während des zweiten Koalitionskrieges zwischen Frankreich und den verbündeten Monarchien Österreich und Russland verlagerte sich der Kriegsschauplatz 1799 in die Nähe von Dietikon. In der Nacht vom 24. zum 25. September 1799 setzten französische Truppen unter General Masséna innert weniger Stunden mit rund 16'000 Mann bei Dietikon über die Limmat. Sie überrannten die russischen Truppen am rechten Limmatufer und eröffneten damit die zweite Schlacht um Zürich. Als Erinnerung an diese Schlacht befindet sich am Übergangsort (Bushaltestelle Schäflibach) der sogenannte Masséna-Stein, in Unterengstringen erinnert eine Tafel an die gefallenen russischen Soldaten und am Arc de Triomphe in Paris ist «DIETIKON» eingemeisselt.

Industrialisierung und wirtschaftliche Entwicklung

Die von Napoleon diktierte Mediationsverfassung von 1803 löste den Kanton Baden auf und wies Dietikon dem Kanton Zürich zu. Dieser Wechsel vom landwirtschaftlich geprägten Baden zum aufstrebenden Kanton Zürich erwies sich für Dietikon als wirtschaftlicher Glücksfall. Daraus entwickelten sich die Merkmale, die Dietikon heute prägen: direkte Anbindung ans Eisenbahn- und Strassennetz, städtische Siedlungsstruktur sowie regionales Arbeits- und Dienstleistungszentrum.
Doch der Schritt in die Moderne ging sehr langsam vonstatten. Dietikon blieb im 19. Jahrhundert ein Bauerndorf mit unter 2000 Einwohnern, die althergebrachte Parzellierung der bäuerlichen Besitztümer wurde erst in den 1920er-Jahren aufgehoben. Obwohl die 1847 eröffnete erste Eisenbahnstrecke, die «Spanischbrötlibahn», in Dietikon haltmachte und somit hier einer der ersten Bahnhöfe der Schweiz entstand (der noch immer erhalten ist), machte sich die Industrialisierung erst spät, nämlich in den 1890er-Jahren, deutlich bemerkbar. Die Ansätze dazu wurden schon früher gelegt. So entstanden im Verlauf des 19. Jahrhunderts, verstärkt ab ca. 1860, verschiedene Industrieanlagen, beispielsweise Textilfabriken, eine Zementsteinfabrik, Betriebe des Baugewerbes und der Metall- und Maschinenindustrie, ein Marmor- und Granitwerk sowie eine Salamifabrik. Der grösste Teil der Dietiker Bevölkerung arbeitete zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht mehr in der Landwirtschaft sondern im zweiten Sektor.

Bevölkerungsentwicklung und der Weg zur modernen Stadt

Aufgrund des Wachstums des industriellen und gewerblichen Sektors nahm die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner sehr schnell zu und das ehemalige Bauerndorf verwandelte sich zum modernen Industrieort. Innerhalb von 20 Jahren erhöhte sich die Einwohnerzahl von unter 2000 auf deutlich über 4000 Personen. Dies hatte sehr grosse Auswirkungen auf das Sozialgefüge. Die Menschen, die nach Dietikon kamen, waren in erster Linie Arbeiterinnen und Arbeiter, die bisher dominierenden Bauern gerieten in die Minderheit. 1910 war ein Viertel der Bevölkerung ausländischer Herkunft, vor allem aus Italien und Deutschland.Die nächste grosse Wachstumsphase erlebte Dietikon zwischen 1950 und 1970. 1953 überschritt die Gemeinde mit dem 10 000 Einwohner die offizielle Schwelle zur Stadt. 1958 war Dietikon die erste Gemeinde nach Zürich und Winterthur, welche sich ein Parlament leistete. Seit der Volksabstimmung von 1969 nennt sich Dietikon offiziell eine Stadt. 1970 zählte die Stadt rund 22 000 Einwohnerinnen und Einwohner. Verantwortlich für die Bevölkerungszunahme war neben dem bekannten «Baby-Boom» nach dem Krieg vor allem der Zuzug vieler ausländischer Arbeitskräfte. Ein Grossteil der Neuzugezogenen kam nach wie vor aus Italien. 1989 wurde Dietikon Hauptort des neu gegründeten Bezirks Dietikon und somit auch behördlich ein Zentrum mit regionaler Bedeutung.
Während in den 1980er-Jahren bis ins Jahr 2003 Dietikons Einwohnerzahl mehr oder weniger konstant blieb, war seine Bevölkerungsstruktur jedoch einem starken Wandel ausgesetzt. Der Anteil der Schweizer Bevölkerung nahm stetig ab und Menschen verschiedenster Herkunft zogen nach Dietikon – ein für schweizerische Ballungsräume und Agglomerationen typisches Phänomen. In der Volkszählung aus dem Jahr 2000 besassen rund 61 % die schweizerische Staatsbürgerschaft, 12 % waren italienischer Herkunft, 14 % aus dem ehemaligen Jugoslawien und grössere Gruppen kamen aus der Türkei, Deutschland, Portugal, Spanien, Sri Lanka und Österreich. Insgesamt lebten Menschen aus 95 Nationen in Dietikon.
Nach einer Zeit der Stagnation setzte in Dietikon kurz nach der Jahrtausendwende ein Wachstum ein, dessen Aufwärtstrend bis heute anhält. So ist die Einwohnerzahl Dietikons in den Jahren 2006 bis 2016 um 20 % angestiegen. Ende 2018 lebten 26 968 Personen in der Stadt. Gründe für das Wachstum liegen einerseits in der regen Bautätigkeit auf dem ganzen Stadtgebiet - die neue Stadtteile (Limmatfeld) entstehen liess und lässt (Niderfeld) -, in der Ansiedlung neuer Firmen und Arbeitsplätze, aber auch in einem qualitativen Wandel. Dietikon hat sich zu einer attraktiven Stadt und einem Regionalzentrum entwickelt mit viel Potenzial für Wohnen, Arbeiten und Freizeit.

Partnerstadt / Patengemeinde

Kolin

Dietikon pflegt seit 1994 mit der Stadt Kolin in Tschechien eine Städtepartnerschaft. Dabei steht der Austausch auf dem Gebiet der Bildung, der Kultur und der Wirtschaftsförderung im Mittelpunkt der Beziehungen.
Während in den ersten zehn Jahren Ferienaustausche für Schülerinnen und Schüler zwischen den Städten stattfanden, verfolgt man heute im Bildungsbereich das Ziel, verwaltungsübergreifende Besuche und Praktika zu ermöglichen. Auf kultureller Ebene stand und steht der Austausch von Kunstschaffenden und Musikvereinen bei Veranstaltungen und Grossanlässen im Zentrum. Unter Regierungsmitgliedern und Fachpersonen aus dem Bildungsbereich finden regelmässige Besuche und Kontakte statt.

Braggio

Seit 1973 verbindet Dietikon und die Gemeinde Braggio im Kanton Graubünden eine Patenschaft. Diese besteht weiter, auch nachdem sich Anfang 2015 vier Gemeinden - darunter Braggio - zu einer Gemeinde Calanca zusammengeschlossen haben. Im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten unterstützt Dietikon in der Berggemeinde kommunale Projektvorhaben aller Art. Berghilfeeinsätze in Form von Jugend- und Schülerprojekten sowie Zivilschutzeinsätze werden angestrebt und sind bereits mehrere Male durchgeführt worden. Vertreterinnen und Vertreter der Berggemeinde sind am Dietiker Weihnachtsmarkt regelmässige Gäste und verkaufen dort ihre einheimischen Produkte.

 

 

Literaturhinweis: Dietikon - Stadtluft und Dorfgeist. Von den Anfängen bis zur Gegenwart; Martin Lengwiler, Urs Lengwiler, Verena Rothenbühler, Markus Stromer, Dietikon 2003, Verlag Chronos

Das Ortsmuseum Dietikon gibt einen spannenden Einblick in die Ortsgeschichte.

Der Stadtverein Dietikon bietet interessante Stadtführungen an und publiziert jährlich das traditionelle von 1948 stammende «Dietiker Neujahrsblatt», welches einen Einblick in die Geschichte, Kunst sowie in wirtschaftliche Aspekte Dietikons und der Region vermittelt.